Siegfried Hubert
Rassekaninchenzucht im Westerwald 

Nutzgarten 

Im Nutzgarten können wir einen Teil oder unseren gesamten Bedarf an frischem Gemüse decken. Rassekaninchenzucht und Garten hängen bei uns nicht nur zusammen - es ist gewissermaßen ein gemeinsames Ganzes - ein genialer Kreislauf der Natur. Die Tiere bekommen Futter aus unserem Garten und sie liefern wertvollen Dünger. 

Wir haben keinen großen Garten. Es muss kein kompletter Selbstversorgergarten mit 100 Quadratmetern pro Person sein. Die Größe des Gartens bestimmt bei uns in gewisser Weise auch die Größe unserer Zucht mit. Wir legen Wert darauf, dass die Tiere zumindest im Sommer möglichst täglich etwas Frisches aus dem Garten bekommen. Andererseits darf auch die Menge an Kaninchenmist nicht zu groß werden. Es soll bei uns im Garten verwertbar bleiben.    

Der klassische Grundriss war eigentlich immer ein Quadrat oder Rechteck, das von kleinen Wegen durchzogen wird. Das Gemüse wird darin in Reihen angebaut. Seit den alten Klostergärten hat sich diese symmetrische Anordnung über Jahrhunderte bewährt: Sie sieht schön aus und erleichtert die Arbeit.    

Gartenarbeit wirkt übrigens gemütsmäßig besonders ausgleichend ebenso wie Fahrradfahren oder eben die Beschäftigung mit Tieren. Ich bezeichne es allerdings nicht als Arbeit, sondern eher als Bewegung an frischer Luft.   


Wiese 

Eine Naturwiese im eigenen Garten ist eine wunderschöne und ökologisch wertvolle Alternative zum herkömmlichen Zierrasen. Sie bietet Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und ist ein Naturerlebnis für die Sinne. Da sie nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden muss, bleibt viel Zeit, das vielfältige Leben in der Wiese zu betrachten. Bei uns liefert die Wiese außerdem gutes Futter für unsere Riesen.

Eine blühende, duftende Sommerwiese im eigenen Garten ist ein wunderbarer Naturraum. Sie ist Lebensraum für zahlreiche, zum Teil bedrohte Tierarten. Nützlinge wie Bienen, Schwebfliegen, Laufkäfer oder Spinnen sowie seltene Schmetterlinge finden hier Nahrung und Verstecke. Verschiedene Vogelarten nutzen die Wiese als Brut und Futterplatz. Und je nach Standort finden sich auch Amphibien, Reptilien und Säugetiere ein. Wiesen sind vom Menschen geschaffene Lebensräume, die durch regelmäßiges Mähen erhalten werden. Die artenreichsten und schönsten Wildblumenwiesen befinden sich auf kalkreichen, nährstoffarmen und trockenen Standorten. Solche „Magerwiesen“ gibt es heutzutage leider nur noch selten und sie gehören zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen.  

In den meisten Gärten finden wir monotone, pflegeintensive Zierrasen vor. Diese bestehen nur aus wenigen Grasarten und werden regelmäßig gemäht, gegossen, vertikutiert und gedüngt. Zierrasen setzen einen hohen Arbeits- und Energieeinsatz voraus und haben das Verschwinden zahlreicher Wildblumen- und Insektenarten zur Folge. Zum Einsatz kommende Mineraldünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel können die Gesundheit von Mensch und Tier schädigen.  

Warum also nicht im weniger benutzten Teil des Gartens eine Naturwiese anlegen und damit die Vielfalt des Gartens bereichern? Eine Naturwiese benötigt sehr wenig Pflege. Sie wird weder gedüngt noch bewässert. Gemäht wird die Wiese je nach Wüchsigkeit und Standort nur ein- bis zweimal im Jahr. Wir mähen öfter, weil wir die Wiese als Futter für unsere Riesenkaninchen nutzen. Hierbei wird aber immer nur so viel gemäht, wie die Tiere fressen können. Für eine Naturwiese findet sich auch in kleinen Gärten Platz. Etwa in Form eines "wilden Ecks" in einem sonnigen, weniger benützten Teil des Gartens oder als Wiesensaum entlang der Hecke. Auch ein Blumenrasen, der aus Gräsern und einigen Blumenarten besteht, ist eine hübsche Alternative zum Zierrasen, besonders wenn er einige Wildblumeninseln enthält. Auch Flachdächer eignen sich gut für die Anlage eines Trockenrasens.  

Eine offene, sonnige Lage in einem nicht ständig begangenen Teil des Gartens ist für die Anlage einer Naturwiese ideal. Auch Hanglagen sind gut geeignet. Die beste Ausgangslage für eine bunte und artenreiche Naturwiese ist ein nährstoffarmer, „magerer“ Boden. Enthält der Boden zu viele Nährstoffe, setzen sich einige wenige Pflanzenarten, hauptsächlich Gräser, durch und verdrängen die anderen Arten. Bei einem bereits bestehenden Rasen ist das Abmagern des Bodens ein langer Prozess. Stelle dazu Düngung und Bewässerung ein und entferne das Mähgut immer. 

Bevor es ans Aussäen geht muss der Boden entsprechend vorbereitet werden. Offene Gartenböden können entweder händisch umgegraben, geharkt und gerecht werden, oder sie werden durch maschinelles Fräsen und Eggen vorbereitet. Um einen nährstoffreichen Boden abzumagern hilft auch das Einarbeiten von Sand und Kies. Wichtig ist, ausläuferbildende Ackerwildkräuter wie Giersch und Quecke zu entfernen. Soll die Naturwiese auf einer ehemaligen Rasen- oder Grünfläche angelegt werden, muss ein Umbruch der alten Narbe erfolgen. Wiesenblumen können nämlich in einer dichten Grasnarbe nicht keimen, sie benötigen einen offenen Boden mit feinkrümeliger Struktur. 

Die geeignete Zeit für die Aussaat ist in den Monaten April bis Mai oder Ende August bis September. Beim händischen Aussäen ist es für jemanden, der dies noch nie gemacht hat hilfreich, das Saatgut mit Sand zu vermischen. Nach der Aussaat werden die Samen vorsichtig eingerecht und festgetreten oder angewalzt und mit einer dünnen Erdschicht (1-2 mm) bedeckt. Bis zum Keimen der Samen muss die Fläche gleichmäßig feucht gehalten werden. Wenn der Aufwuchs ca. 10 cm hoch ist, sollte die Wiese das erste Mal gemäht werden. Hartnäckige Wildkräuter kann man mit der Wurzel ausstechen. Im ersten Jahr wird die Wiese insgesamt drei- bis viermal gemäht um die langsam wachsenden Wiesenblumen zu fördern und die einjährigen Unkräuter zu schwächen. In späterer Folge brauchst Du die Wiese nur mehr ein- bis zweimal im Jahr zu mähen. 

Die Wiese wird das erste Mal gemäht, wenn ein Großteil der Kräuter und Blumen verblüht ist (Ende Juni). Wenn Du nicht Heu machen möchtest, dann mähe nicht die ganze Wiese auf einmal, sondern in mehreren Etappen. So bleibt den Tieren immer eine Rückzugsfläche erhalten. Das Schnittgut sollte anschließend 2 bis 3 Tage auf der Wiese liegen bleiben, damit es trocknet und die Samen herausfallen können. Anschließend wird es entfernt und als Heu verfüttert oder kompostiert. Wir machen im Juni Heu. Bei der Trocknung fallen die meisten Samen heraus. 

Fettwiesen werden Ende August ein zweites Mal gemäht. Magerwiesen hingegen kommen mit einem jährlichen Schnitt aus. Für eine blumenreiche Wiese ist es wichtig, dass regelmäßige Mahdzeiten über Jahre hinweg beibehalten werden. Denn nur so kann sich eine stabile Pflanzengemeinschaft entwickeln. Bei uns werden immer wieder kleine Abschnitte gemäht um es als Grünfutter für die Riesen zu verwenden. 

Kleinere Flächen können gut mit der Sense gemäht werden. Das Sensenmähen macht weder Lärm noch Abgase, ist kostengünstig und hält fit. Kleintiere wie Schmetterlingsraupen überstehen eine Sensenmahd meist unbeschadet, während sie den Messern des Rasenmähers meist nicht entkommen können. Für ein bequemes Mähen großer Wiesenflächen ist auch die Verwendung eines Balkenmähers gut geeignet. 

Das Entstehen einer vielfältigen Wiese braucht Zeit. Habe Geduld, wenn sich Deine Wiese im ersten Jahr noch nicht in ihrer vollen Pracht zeigt. Es dauert einige Jahre, bis sich eine stabile Pflanzengemeinschaft eingestellt hat. Lasse der Natur freien Lauf und beobachte und bestaune die Veränderungen. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten werden es Dir danken.  

Heuernte 

Wir machen einen Teil unseres Heues selber. Warum? Weil wir Freude daran haben und weil wir so gutes Heu kaum kaufen können. Empfehlenswert ist Heu vom ersten Schnitt ab Juni geerntet. Der erste Schnitt enthält mehr Struktur als der zweite Schnitt.
Früh gemähtes Gras ist für Rinder gut, für Kaninchen und Pferde aber eher schlecht. Das Gras wird geschnitten und zweimal pro Tag gewendet. Drei bis vier niederschlagsfreie Tage sind nötig bis das Heu trocken genug ist zum Einbringen. Frisches Heu darf nicht gleich verfüttert werden, da es einen Gärprozess durchläuft. Erst nach ca. sechs Wochen ist es für die Kaninchen bekömmlich. 

Was ist eigentlich gutes Heu? Heu soll eine grünliche Farbe haben, keine Schimmelstellen aufweisen, nicht staubig sein, etc. Das wissen wir alles. Und trotzdem: Ich empfehle mal folgenden kleinen Versuch: Hierzu benötigt man allerdings etwas handgemachtes Heu. Gib mal den Tieren ganz normal ihr Futter, dazu noch gutes normales Heu vom Bauern. Das Heu hierbei nicht in Raufen gereicht, sondern einfach in den Stall gestreut. Das Kaninchen wird natürlich von dem Heu fressen und sich die besten Halme heraussuchen. Es hat eigentlich alles was es braucht. Und wenn man jetzt eine Handvoll handgemachtes Heu in den Stall legt wird das Tier mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dieses Heu fressen und alles andere – auch das Kraftfutter – liegen lassen. Wie kann das sein? Was ist denn hier eigentlich anders? Ist es nicht letztlich alles einfach nur vertrocknetes Gras? Scheinbar nicht. Es gibt hier weit mehr zu beachten als man oft glaubt. 
Bei uns wird das Gras relativ spät mit der Sense gemäht. Dies geschieht je nach Witterung meist so Ende Juni bis Anfang Juli - nicht früher. Wir brauchen ein stabiles Hochdruckgebiet mit mindestens drei Tagen Sonnenschein. Das Gras wird drei Mal täglich von Hand gewendet. Wenn es etwas angetrocknet ist, lässt sich das werdende Heu auf der Wiese gewissermaßen aufstellen. Hierdurch trocknet nicht nur die Sonne, sondern auch der Wind. Am dritten Tag bringen wir das Heu dann mit einer Forke ein.
Weil wir natürlich für unsere Riesen deutlich mehr Heu brauchen als wir in unserem Garten ernten können, kaufen wir in jedem Jahr Heu von einem Bauern in unserer Nähe dazu. Dieses Heu ist gut. Es duftet nach Heu, es ist trocken, es enthält Kräuter … und doch wird unser Heu viel lieber gefressen.  
Das Heu vom Bauern wird natürlich maschinell hergestellt. Es wird mit dem Traktor gemäht und dann mehrmals gewendet. Hierbei wird das Gras von den großen Traktoren regelrecht durch die Luft geschleudert. Es verteilt sich gut und es wird gut trocken, aber es gehen hierbei schon die kleinen wertvollen Blättchen verloren. Dann wird das Heu auf dem Feld in Ballen gepresst und eingelagert. Wenn man davon ausgeht, dass der Schnittzeitpunkt richtig gewählt wurde, das Heu gut getrocknet ist und die Wiese viele Kräuter aufweist, dann haben wir gutes Heu. Trotzdem fressen es unsere langohrigen Heugourmets nicht so wirklich gerne.
Wir müssen dafür sorgen, dass die Tiere ausreichend Heu fressen. Der Magen-Darm-Trakt der Kaninchen ist relativ lang und sie haben einen sogenannten „Stopfmagen“. Das heißt, dass die Tiere immer wieder fressen müssen, damit die Nahrung im Darm weitertransportiert werden kann. Denn im Gegensatz z.B. zu uns Menschen haben Kaninchen kaum Magenmuskulatur. Zu wenig Rohfaser führt dazu, dass sich schädliche Darmbakterien vermehren können, was zu schweren Verdauungsstörungen führen kann. Dies müssen wir durch gezielte Fütterung versuchen zu vermeiden. 
Wir füttern eigentlich morgens und abends. Um zu erreichen, dass mehr Heu gefressen wird, geben wir nachmittags – also vor der eigentlichen Fütterung Heu. Auf diese Weise haben die Tiere vor der eigentlichen Fütterung schon etwas gefressen und schlingen das gehaltvolle Futter nicht ganz so gierig in sich hinein. Es wird deutlich langsamer gefressen. Außerdem bekommen sie dann noch eine kleine Handvoll gutes selbst gemachtes Heu. Dies wird in jedem Fall gefressen. 
Diese Art der Fütterung ist natürlich etwas aufwändiger, aber wir haben keine Probleme mit Jungtierverlusten. Natürlich ist dies nicht nur auf unsere veränderte Art der Heufütterung zurückzuführen. Wir haben auch unsere gesamte Fütterung umgestellt. Wir verwenden natürliche Komponenten in hoher Qualität. Diese Art der Fütterung ist teurer und aufwändiger, aber sie lohnt sich trotzdem. Es ist letztlich günstiger wenn man keine Verluste hat und es macht auch einfach mehr Spaß zu sehen wie die jungen Riesen wachsen und gedeihen. 

Kartoffeln  

Wir pflanzen Kartoffeln selbst an. Warum? Damit die Kinder etwas lernen und weil wir Spaß daran haben gemeinsam zu sehen, wie die Pflanzen heranwachsen. Kartoffeln zählen heute weltweit zu einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Sie schmecken gut und enthalten viele Nährstoffe. Wer sie selbst anbaut, kann nicht nur die Früchte seiner Arbeit genießen, auch die Bodenqualität wird verbessert. 

Kartoffeln wurden in den Anden Südamerikas bei der dortigen Urbevölkerung als Nahrungsmittel entdeckt. Dort spielten sie vermutlich bereits seit etlichen Jahrtausenden als Nutzpflanze eine große Rolle. 

Die Knollen eignen sind beinahe als Alleinkost, da sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle wichtigen Stoffe für die menschliche Ernährung enthalten. Kartoffeln liefern pro angebaute Fläche fast doppelt so viel Eiweiß und Kohlenhydrate wie Getreide und enthalten zudem hohe Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen, was der Bevölkerung in Notzeiten zum Überleben verhalf.

Die Kartoffelpflanze gehört zu den Nachtschattengewächsen und ist in allen Teilen giftig, nur die reifen Knollen, die Kartoffeln, nicht. Werden sie jedoch dem Licht ausgesetzt, vergrünen sie und bilden ebenfalls giftige Substanzen. Das Gleiche gilt, wenn sie keimen.
Kartoffeln sind nicht frostfest und müssen im Winter bei Plusgraden trocken und im Dunkeln gelagert werden. Bei mehr Kälte werden sie süß und ungenießbar, lagern sie zu warm, treiben sie frühzeitig aus und verderben dann ebenfalls. 

Die Kartoffelkultur empfiehlt sich nicht nur aus Ernährungsgründen für den eigenen Garten, sondern auch zum Zwecke der Bodenverbesserung. Kartoffelanbau ist die ideale Maßnahme, bei der man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann. Die in etwas Erde im Keller vorgetriebenen Knollen werden, wenn keine starken Nachtfröste mehr zu erwarten sind, im Zeitraum zwischen Mitte April und Mitte Mai in Rinnen in den Boden gelegt, locker mit Erde bedeckt. Später werden sie angehäufelt. Dadurch wird das Wachstum der Stolonen, also der unterirdischen Ausläufer, gefördert, was zu mehr Verzweigungen führt. An deren Enden bilden sich im Spätsommer die Knollen. Anhäufeln fördert somit den Ertrag. Die Knollen sind dann erntereif, wenn die Blätter natürlicher Weise absterben. Das darf man aber nicht mit dem Absterben der Blätter durch den Braun- und Krautfäule-Erreger verwechseln, eine Pilzkrankheit, auf die die einzelnen Sorten mehr oder weniger empfindlich reagieren. Frühzeitiges Spritzen mit umweltverträglichen Mitteln hilft, aber nicht hundertprozentig. So ganz nebenbei wird der Boden mehrmals im Jahr bewegt und bei der Ernte mit einer grobzinkigen Grabegabel erneut umgegraben. Da Kartoffeln gerne etwas Kaninchenmist lieben, wird der Boden gleichzeitig verbessert und die Beigaben werden vor dem Pflanzen bei der Kulturvorbereitung oder später bei der Ernte optimal untergearbeitet. Frühe Sorten zum Beginn der Kartoffelsaison sind ab Juni erntereif und späte bis sehr späte Sorten bis Ende Oktober. Diese haben auch gute Lagereigenschaften.